Umweltauflagen in einem galvanischen Betrieb – Der Holzapfel Oberflächen Blog

Umweltauflagen in einem galvanischen Betrieb

Industrieunternehmen wird – zu Recht – im Hinblick auf Umweltaspekte genau auf die Finger geschaut. Schließlich möchte niemand, am wenigsten die Anwohner, von verunreinigten Gewässern, geruchsintensiven Abgasen oder Lärm beeinträchtigt werden.

Wir haben mit Gerhard Jammer, dem Umweltbeauftragen der Holzapfel Group, darüber gesprochen, inwiefern solche Umweltauflagen in einem galvanischen Betrieb noch schärfer sind.

In einer Galvanik wird mit sensiblen chemischen Substanzen umgegangen. Dabei sind sicher jede Menge Faktoren zu berücksichtigen. Können Sie uns die wichtigsten nennen?

Gerhard Jammer: Die Liste der Gesetze und Verordnungen, die chemische Substanzen und den Umgang mit ihnen regeln, ist lang. Denn die Substanzen sind eben vielfach an sich gesundheitsgefährdend. Daher ist der richtige Umgang mit Gefahrstoffen essentiell und wird mit vielen Stellschrauben geregelt.

Wichtige Themen sind hier zum einen die Vermeidung der Kontamination von Boden, Luft und Abwasser und zum anderen die Sicherheit am Arbeitsplatz. Hier werden etwa durch Abluftsysteme die Voraussetzungen geschaffen, damit unsere Mitarbeiter gefährdungsfrei ihrer Tätigkeit nachgehen können.

In einer Galvanik werden viele verschiedene Stoffe eingesetzt, und immer wieder geraten andere Stoffe durch neue Erkenntnisse über ihre Wirkung in den Fokus. Hieraus erfolgen neue Gefährdungseinstufungen für diese Stoffe. Wir halten uns darüber natürlich auf dem Laufenden und behandeln die Stoffe auch entsprechend. Ein Beispiel dafür ist etwa die Chemikalienverordnung REACh, mit der die EU-Kommission die Verwendung einiger Substanzen nur für eine bestimmte Dauer erlaubt.  Weil das zahlreiche Substanzen betrifft, die in der Galvanotechnik eingesetzt werden, bleiben wir bei solchen Themen natürlich „am Ball“.

Welche Auflagen sind in einer Galvanik strenger als in anderen produzierenden Industrieunternehmen? Und warum?

Gerhard Jammer: Ich würde gar nicht sagen, dass die Auflagen in einer Galvanik strenger sind. Für andere Unternehmen, die mit chemischen Substanzen arbeiten, gelten sozusagen die gleichen Regeln. Der Unterschied in einer Galvanik ist eher der, dass wir mit offenen Wannen oder Bädern arbeiten. Da ist Arbeitssicherheit ein großes Thema. Denn die Mitarbeiter könnten dort nicht nur mit Chemikalien in Berührung kommen, sondern auch mit hohen elektrischen Strömen, die beim galvanischen Prozess angelegt werden.

Jede betroffene Anlage, in der Chemie verwendet oder gelagert wird, wird nach einer Gefahrstoff-Einstufung kategorisiert. Und daraus ergeben sich dann Regeln für die Prozessausführung und die Überwachung der Anlage.

 Gibt es bspw. Werte, die ständig kontrolliert und überwacht werden?

Gerhard Jammer: Ja, die gibt es. Um ein Beispiel zu nennen: Beim Thema Abwasser legt die Kommune bzw. der Betreiber der Kläranlage Grenzwerte fest, die einzuhalten sind, und beauftragt dann ein unabhängiges Institut damit, Proben zu nehmen und zu kontrollieren. Dabei wird dann bspw. die Metallfracht des Abwassers geprüft. Intern überwachen wir das permanent und extern werden diese Werte vierteljährlich geprüft. Außerdem müssen wir am Ende des Jahres unsere internen Ergebnisse in einem Eigenkontrollbericht offenlegen.
Außerdem berichten wir im Rahmen des „Schadstofffreisetzungs- und Verbringungsregisters (Englisch: Pollutant release and transfer register, kurz PRTR) über alle Stoffe, die emittiert werden. Das betrifft Abluft, Abwasser und Abfall. Diese Emissionsdaten werden an die Behörden gemeldet, in unserem Fall an das Regierungspräsidium, und dort auch mit Registern wie dem Entsorgungskataster elektronisch abgeglichen. So werden quasi unsere Angaben überprüft.

Welche Rolle spielen bei der Einhaltung der Auflagen die Beauftragten im Umweltbereich?

Gerhard Jammer: Das kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wie diese Rolle ausgelegt wird. Generell kontrollieren und überwachen die Umweltbeauftragten die Einhaltung der entsprechenden Auflagen in ihrem Bereich. Der Zentrale Umweltbeauftrage berichtet dann an die Geschäftsführung und ist für die Überwachung deren „verlängerter Arm“. Dazu können operative Aufgaben kommen wie das Erstellen von Abfallentsorgungsnachweisen.

Gerhard Jammer, Umweltbeauftrager der Holzapfel GroupWas passiert bspw. mit den Abwässern, die in einem Galvanikbetrieb unweigerlich anfallen?

Die Abwässer werden in größeren Chargen gesammelt, getrennt nach Art, und dann behandelt. Bei der Behandlung werden die Gefahrstoffe durch sogenannte Fällung oder durch den Austausch mit weniger gefährlichen Stoffen – etwa Ionentauscher für Metalle – entzogen. „Böse“ Stoffe werden sozusagen gegen „gute“ getauscht. Das so gereinigte Abwasser wird kontrolliert, also nach dem Prüfen einer Probe, ins Abwassersystem eingeleitet.

Der Restschlamm und Stoffe, die sich nicht aufbereiten lassen, werden über Fachfirmen sachgerecht entsorgt.

Gibt es eine Art Notfallplan, mit dem Sie im „Fall der Fälle“ hinsichtlich von Umweltaspekten vorgehen, also etwa bei Brand, Chemiekalienaustritt oder ähnlichen Vorfällen?

Gerhard Jammer: Ja, als mit Chemie arbeitender Betrieb haben wir dahingehend besondere Vorgaben zu erfüllen. So gibt es beispielsweise ein Löschwasser-Rückhaltekonzept, damit im Falle eines Brandes kein kontaminiertes Löschwasser ins kommunale Netz gerät. Im Falle eines Chemikalienaustritts wird dieses durch sogenannte Havarie-Zisternen eingedämmt. Das sind unterirdische Auffangsysteme in Senken, so dass austretende chemische Flüssigkeiten nicht darüber hinweg laufen, sondern aufgefangen werden.

Außerdem gibt es eine festgelegte Meldekette, die angibt, in welcher Reihenfolge im Notfall welche Institutionen und Behörden zu benachrichtigen sind, etwa Feuerwehr und Umweltbehörde. Die Feuerwehr verfügt über eine stets aktualisierte Liste der Gefahrstoffe, mit denen im Falle einer Leckage oder eines Brandes bei uns zu rechnen wäre.

 Die Holzapfel Group ist nach dem Umweltstandard EMAS III validiert. Was bedeutet dieser Standard konkret?

EMAS (Eco-Management and Audit-Scheme) gilt als das anspruchsvollste europäische Umweltmanagementsystem. Wir bei der Holzapfel Metallveredelung GmbH haben uns bereits im Mai 1996 als erste Galvanik Europas nach EMAS validieren lassen. Seither wenden wir dieses Umweltmanagementsystem erfolgreich an, um unsere Umweltauswirkung kontinuierlich im Blick zu haben. So wird bspw. der Einsatz von Strom, Gas, Wasser, Abfall oder auch Chemie ständig gemessen, bewertet und reduziert. Neben dem Einhalten von Umweltauflagen bedeutet EMAS also in einem erheblichen Maß einen Fortschritt in den Umweltauswirkungen, der jährlich durch eine Prüfung überwacht wird. Das geht über eine „normale“ Zertifizierung nach DIN EN ISO 14001 hinaus.

 

 

 

 


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