Werde, der du bist – Der Holzapfel Oberflächen Blog

Werde, der du bist

Wir haben mit Tina Lombardo, Leitung Personalbeziehung und -entwicklung und Gesellschafterin der Holzapfel Group, darüber gesprochen, warum „Personal“ und „Entwicklung“ zusammengehören und warum man es dabei mit Nietzsche halten kann.

Frau Lombardo, womit kann ein mittelständisches Familienunternehmen wie die Holzapfel Group bei Bewerbern punkten, bspw. im Vergleich zu internationalen Konzernen?

Darauf hat mir einmal ein Mitarbeiter eine schöne Antwort gegeben, der nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit schweren Herzens gegangen ist, weil er in eine andere Gegend gezogen ist. Er sagte mir, bei uns sei schön, dass der Chef einen persönlich kenne. „Unser Herr Blaas wusste sogar, dass ich seit fünf Jahren kein Handy mehr besitze. Welcher Chef weiß schon so etwas?“, hat er mich damals gefragt. In unserem Familienunternehmen bedeuten uns die Mitarbeiter etwas, sie sind keine Nummern. Die Arbeitsplätze auf dem regionalen Markt, in unserer Heimat, sind uns wichtig. Wir möchten Arbeitsplätze schaffen und sichern, und nicht heute 50 Leute einstellen, um sie in drei Monaten wieder zu entlassen.

Gewähren Sie uns einen Blick hinter die Kulissen? Wie verläuft ein typischer Bewerbungsablauf?

Wir schreiben unsere Stellen fast nur noch online aus, in Jobportalen, Jobbörsen, Netzwerken, auch in unserer eigenen Stellenbörse. Wenn wir Produktionsmitarbeiter suchen, schalten wir oft auch Zeitungsanzeigen. Jede Bewerbung bekommt innerhalb von zwei Wochen eine Antwort, unabhängig davon, ob es um eine Gesprächseinladung oder eine Absage geht. Dann führe ich gemeinsam mit dem zukünftigen Abteilungsleiter oder Vorgesetzten ein erstes Gespräch mit dem Bewerber. Je nach Stelle findet noch ein zweites Gespräch mit der Geschäftsführung statt.

Für technische Mitarbeiter gibt es einen Probearbeitstag, den die Bewerber sehr gerne annehmen. Viele können sich nichts unter einer Galvanik vorstellen und sind froh, die Umgebung und die Arbeit vor einer Entscheidung kennenzulernen.

Tina Lombardo, Leitung Personalbeziehung und -entwicklung und Gesellschafterin der Holzapfel Group, im Mitarbeitergespräch.

Welche Rolle spielen heute die Sozialen Medien, wenn es um Recruiting geht?

Wir haben gute Erfahrungen mit dem Einsatz Sozialer Medien gemacht, wenn es um die Mitarbeitergewinnung geht. So posten wir unsere Stellenanzeigen auch bei facebook. Das funktioniert, auch über das Teilen und Liken des jeweiligen Angebots, ganz gut. Das kommt aber auch immer auf die ausgeschriebene Stelle an.

Außerdem haben wir ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm. Unsere Mitarbeiter können uns neue Kollegen empfehlen und erhalten eine Prämie, wenn es zur Einstellung kommt. Daran wird regelmäßig über unsere Holzapfel-eigene Mitarbeiter-App erinnert.

 

Wir haben jetzt viel darüber gesprochen, wie Sie neues Personal gewinnen. Welchen Stellenwert hat bei der Holzapfel Group die Mitarbeiterbindung? Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen schaffen, um einmal gefundene Mitarbeiter auch zu halten?

In Bezug auf die Mitarbeiterbindung habe ich schnell gelernt, dass man gar nicht genug kommunizieren kann, um den Mitarbeitern zu sagen, wohin die Reise geht. Das betrifft sowohl das Unternehmen und seine Ausrichtung im Allgemeinen als auch den einzelnen Mitarbeiter. Jeder möchte wissen, wohin die Entwicklung für ihn geht und welches Potential er hat. Wir bieten jedem die Möglichkeit, Wünsche zu äußern.
Natürlich ist das in der Umsetzung nicht immer ganz einfach, auch weil dafür viel Zeit benötigt wird. Aber wir geben uns wirklich Mühe, über das Geschehen im Unternehmen zu kommunizieren, damit sich jeder mit den Unternehmenszielen und handlungen identifizieren kann.

Mitarbeiterfreundlich zu kommunizieren ist dabei auch ein wichtiger Punkt. Das machen wir über unsere schon erwähnte App, eine Mitarbeiterzeitung, Aushänge und natürlich auch persönliche Gespräche.

Wir bieten auch einige freiwillige Zusatzleistungen als Benefit für die Mitarbeiter an. Aber unserer Erfahrung nach kommt die Bindung der Mitarbeiter hauptsächlich über ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten und durch das Wohlfühlen im Team. Das ist die Basis und alle Zusatzleistungen sind dann nur „on top“. Daher ist es für uns wesentlich, Konflikte ernst zu nehmen und gemeinsam anzugehen, sonst ist die Bindung schnell weg.

Im Bereich der Personalbeziehungen geht es immer um Menschen, und die sind nun mal nicht perfekt. Es gibt Konflikte, Wünsche, Bedürfnisse, auf die wir als Unternehmen eingehen müssen und möchten. So suchen beispielsweise Mitarbeiter unsere Unterstützung, die ihr Berufsleben besser mit dem Privaten vereinbaren möchten. Oder es gibt Konflikte mit Menschen innerhalb oder außerhalb unserer Organisation, die es zu lösen gilt. Meiner Erfahrung nach hilft in den Personalbeziehungen daher nur eins: das Kommunizieren. Im Gespräch bleiben, Dinge offen ansprechen, Konflikte gemeinsam durch Kommunikation lösen – das ist unser Credo. Wenn wir den Mitarbeitern Zeit geben und zuhören, dann gibt es in den meisten Fällen konstruktive Lösungen. Und das sorgt dann auch für langjährig loyale Mitarbeiter.

Kann man Personal „entwickeln“? Oder, anders gefragt, was verstehen Sie bei der Holzapfel Group konkret darunter?

Darauf antworte ich gerne mit Friedrich Nietzsche: „Werde, der du bist“. Das ist auch das Motto unserer eigenen Holzapfel-Akademie, die Fortbildungen jeglicher Art anbietet. Wir möchten nicht nur das Beste aus den Leuten herausholen, sondern sie in jeglicher Weise dabei unterstützen, sich mit ihrer Aufgabe wohl zu fühlen. Man kann niemanden in eine Rolle pressen, für die er nicht gemacht ist.
Das schönste Beispiel sind für mich Mitarbeiter – und davon haben wir mehrere – die sich vom Produktionshelfer bis zur Führungsposition oder zum Bürojob entwickelt haben. Auf diese Mitarbeiter und ihre Entwicklung bin ich wirklich stolz! Natürlich glückt eine solche Entfaltung nicht immer. Es ist für beide Seiten eine Chance und gleichzeitig harte Arbeit. Aber wenn dieser Schritt glückt, ist es das Tollste überhaupt!

Sie haben schon erwähnt, dass die Holzapfel Group eine eigene Akademie für Fortbildungen unterhält und dass Weiterbildung eine große Rolle bei Ihnen spielen. Können Sie uns ein paar Beispiele für Schulungen nennen?

Da werden ganz viele Themen abgedeckt: Von Führungskultur über Englischkurse bis zu Qualitätsthemen, von Erste-Hilfe-Schulungen bis zu Seminaren, um Problemlösungs-Tools kennenzulernen. Viele dieser Themen kann man gar nicht oft genug schulen, auch um die Nachhaltigkeit zu sichern. Stolz sind wir auch auf unser Orientierungsseminar. Das war ursprünglich für neue „Holzäpfel“ gedacht. Es ist aber auch für „Alteingesessene“ sehr interessant, da es die Unternehmenshistorie und die Familie hinter dem Unternehmen zeigt und auch alle unsere Zuwendungen benennt.


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