Wozu überhaupt Energiemanagement? Interview mit Controllerin Katja Becher – Der Holzapfel Oberflächen Blog

Wozu überhaupt Energiemanagement? Interview mit Controllerin Katja Becher

Controller schauen bekanntermaßen auf die „harten Fakten“: Zahlen, Zahlen, Zahlen. Aber passt das zusammen mit Umwelt- und Ressourcenschonung und Energiemanagement? Ja, ist die Überzeugung von Katja Becher, Strategische Controllerin und Zentrale Energiemanagementbeauftragte bei der Holzapfel Group. Sie ist schon seit 15 Jahren in der Unternehmensgruppe tätig und Umweltbewusstsein zeigt sich bei ihr schon in der Wahl des fahrbaren Untersatzes: Sie fährt schon seit zwei Jahren aus Überzeugung ein Hybrid-Fahrzeug.

Frau Becher, warum passen die Themen Controlling und Energiemanagement Ihrer Meinung nach so gut zusammen?

Als wir das strategische Controlling implementiert haben und vor allem auch, als wir unser neues ERP-System eingeführt haben, waren der Aufbau der Kostenrechnungen und die Finanzbuchhaltung zwei der Schwerpunkt-Themen. Bis dahin hat gewissermaßen jedes unserer Unternehmen sein „eigenes Süppchen gekocht“. Nun ging es darum, zentrale Strukturen zu schaffen und Abläufe zu vereinheitlichen. Da war es naheliegend, auch das Thema Energiemanagement anzugehen, denn bei der Bewertung und Analyse der Anlagenkosten ist der Energieverbrauch ein wesentlicher Punkt.

Unter anderem betrachten wir die Anlagen im Hinblick auf Verbrauchsmengen, Chemie und Energieeinsatz. Galvanikanlagen sind sehr energieintensiv. Wesentliche Verbraucher für die Elektrolyse sind die Gleichrichter. Zudem besteht die Notwendigkeit in den Vorbehandlungen, den Wirkbädern und der Nachbehandlung eine konstante Temperatur sicherzustellen. Dies erfordert die Zugabe von Wärme und Kühlung. Zusammen betrachtet müssen wir die Verbrauchswerte unserer Anlagen kennen und mit Hilfe des Energiemanagements optimieren.

Die Holzapfel Group ist nach dem Energiemanagementsystem ISO 50001:2011 zertifiziert. Was bedeutet diese Zertifizierung?

Die Zertifizierung nach ISO 50001 bedeutet, dass wir unseren Energieverbrauch kennen und kontinuierlich Einsparpotentiale ermitteln und umsetzen. Jedes Unternehmen hat einen Energiebeauftragten und wir verfügen über ein zentral gesteuertes System mit einheitlicher Struktur. Meine Aufgabe als Zentrale Energiemanagementbeauftragte ist es, den Überblick zu behalten, zu schauen, dass die gleichen Strukturen in jedem Unternehmen aufrechterhalten werden, und Maßnahmenplänen nachzugehen.

Außerdem wird die Zertifizierung von unseren Kunden positiv bewertet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir mit dem Energiemanagementsystem nach ISO 50001 unsere Energieeffizienz systematisch und kontinuierlich verbessern und so Ressourcen schonen.

An zwei Standorten verfügt die Holzapfel Group bereits über Blockheizkraftwerke (BHKWs). Welche Rolle spielen die für das Energiemanagement?

Unsere BHKWs erzeugen Strom und Wärme. Dazu ist der Einsatz von Erdgas notwendig. Das ist umweltfreundlicher als der Einkauf von Strom. Bewertet wird dies über die Energieprimärfaktoren. Der Faktor gibt an, wieviel Energie bereits im Vorfeld eingesetzt wurde, um diesen Energieträger zu erzeugen. Der meiste Strom wird aus Kohle gewonnen. Bis der Strom beim Endverbraucher ankommt wird bereits deutlich mehr Energie eingesetzt als bei der Förderung von Gas. Strom kommt auf den Faktor 1,8. Gas hat einen Primärenergiefaktor von 1,1.

Ganz direkt gefragt: Kommt man nicht mit der Optimierung der Energienutzung irgendwann an eine Grenze?

Wie bei jeder kontinuierlichen Verbesserung macht man am Anfang große Schritte und hat sehr schnell auch positive Ergebnisse. Mit jedem weiteren Schritt werden Optimierungen schwerer und kostspieliger. Denn Fakt ist, dass die Einführung und Aufrechterhaltung eines Energiemanagementsystems kostet: zum einen Personal und Messtechnik, die man benötigt, um den Nachweis bspw. über Verbrauchsreduzierungen zu erbringen, zum anderen Investitionen in neue Peripherie. Und in manchen Bereichen haben wir auch tatsächlich kaum Hebel für Einsparungen, bspw. bei den Lüftungsanlagen. Deren Betrieb ist für eine gute Luftqualität einfach unerlässlich.

Können in den Unternehmen in Sachen Energiemanagement alle an einem Strang ziehen?

Ja, auf jeden Fall. Die Fertigungsanlagen sind natürlich unsere größten Verbraucher, so achtet unser Innovationsteam bei neuen Projekten und neuen Anlagenplanungen von Anfang an auf die Energieeffizienz. Auch der Einkauf betrachtet die Lebenszykluskosten bei Neu- und Ersatzanschaffungen von Pumpen, Motoren usw. und greift zu Produkten, die Energiekosten sparen. Wir nutzen LED-Lampen und mit jährlichen Schulungen werden alle Mitarbeiter angehalten, selbst in ihrem Arbeitsumfeld aktiv zu sein. Die Warenträger der Galvanikanlagen werden regelmäßig gewartet und bspw. abgebrochene Haken ersetzt, damit die Gestelle effizienter durch die Anlagen fahren.

Was ist ein „Leuchtturmprojekt“ in Sachen Energiemanagement, auf das Sie besonders stolz sind?

Definitiv die Tatsache, dass wir unser Audit nach ISO 50001 bei der Re-Zertifizierung nicht nur ohne Abweichung bestanden haben, sondern dass im Auditbericht positiv hervorgehoben wurde, dass das Thema Energieeffizienz in der Holzapfel Group als gelebte Praxis in allen Bereichen erkennbar ist. Dazu muss man wissen, dass die Auditoren genauer hinschauen, je länger man dabei ist, und sich die Schwerpunkte der Zertifizierung jährlich verlagern. Wir müssen uns also immer mehr anstrengen. Die Auditoren waren im Sommer begeistert, wie wir das Energiemanagementsystem leben und umsetzen. Darauf können wir stolz sein!

 

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