Faszination Oberflächentechnik: Der „Hidden Champion“ und seine Hürden – Der Holzapfel Oberflächen Blog

Faszination Oberflächentechnik: Der „Hidden Champion“ und seine Hürden

Wenn man so will, ist die Galvanotechnik der „Hidden Champion“ unter den Industrieverfahren. Sie macht ihren Job leise und leistet doch einen enorm wichtigen Beitrag zur Herstellung von High-Tech-Produkten. Allerdings kämpft die Branche in Europa mit zunehmend strengeren Umweltauflagen und entsprechenden Anpassungsmaßnahmen – die zu schwerwiegenden Standortnachteilen führen.

Ohne die Galvanotechnik hätte zum Beispiel die Automobilindustrie ein ziemliches Problem. Schließlich befinden sich in einem PKW etwa 3.000 beschichtete Teile. Noch größer ist der Einfluss in der Luftfahrt: In einem Airbus sind nicht weniger als rund zwei Millionen beschichtete Teile verbaut. Wie wichtig die Galvanotechnik für die deutsche Wirtschaft ist, zeigt auch diese Zahl: Ökonomen schätzen, dass die galvanische Oberflächenveredelung allein in Deutschland jedes Jahr Korrosions- und Verschleißschäden in Höhe von 150 Milliarden EUR verhindert.

Große Bandbreite an Eigenschaften

Kein Wunder, dass galvanische Oberflächen so zahlreich eingesetzt werden, bieten sie doch eine riesige Bandbreite hervorragender Eigenschaften. Dazu zählen Korrosionsschutz, Gewichtseinsparung, Temperaturbeständigkeit, Abschirmung von elektromagnetischen Störwellen – und vieles mehr. Dabei handelt es sich vielfach um Eigenschaften, die andere Beschichtungsverfahren nicht komplett erzeugen können.

In der Welt der Elektronik etwa ginge nichts ohne Galvanotechnik. Die Herzstücke der Hardware in der Elektronik, die gedruckten Schaltungen (auch als Leiterplatten bezeichnet), bestehen aus Isoliermaterial, das durch galvanisches Verkupfern zunächst leitfähig gemacht wird. Anschließend sorgen galvanotechnisch aufgebrachtes Zinn/Blei, Zinn, Palladium, Silber oder Gold für die optimale Verbindung von Leiterplatte und elektronischem Bauelement.

Effiziente und nachhaltige Verfahren

Häufig werden auch günstige Grundwerkstoffe wie Stahl, Messing, Aluminium, Zink-Druckguss oder Kunststoff eingesetzt, die den hohen Anforderungen, die an technische Produkte gestellt werden, nicht entsprechen. Der ZVO betont: „Erst durch galvanisch hergestellte dünne Oberflächen aus Kupfer, Nickel, Chrom, Zink, Zinn, Silber oder Gold entstehen aus unedlen Grundwerkstoffen hochwertige und langlebige Produkte.

Die Schichten, die die Eigenschaften eines Werkstücks weitgehend bestimmen, werden mit einer Dicke von nur wenigen Mikrometern auf die Grundmaterialien aufgebracht. Die wertvollen Rohstoffe werden also äußerst sparsam und gezielt nur dort eingesetzt, wo sie wirklich benötigt werden. Mit lediglich einem Kilo Zink lassen sich beispielsweise eine Tonne Schrauben, mit 0,1 Gramm Gold an die 5.000 elektronische Kontakte vor Korrosion schützen.“* Galvanotechnik schont also auch die Rohstoffquellen.

EU-weite Gesetze und Verordnungen machen der Galvanotechnik das Leben schwer

Da mutet es fast schon tragikomisch an, dass EU-weite Gesetze und Verordnungen, die den Umgang mit chemischen Produkten regeln, zunehmen und der Galvano-Branche das Leben schwermachen. „Die Gesetzgebung ist dabei so komplex, dass die oft kleinen bis mittelständischen Unternehmen der Galvano- und Oberflächentechnik die Thematik weder inhaltlich vollständig verstehen noch den damit verbundenen finanziellen Aufwand alleine aufbringen können“, kritisiert der ZVO.

Im Rahmen der Europäischen Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (kurz: REACH) autorisiere die EU-Kommission die Verwendung einiger Substanzen nur für eine bestimmte Dauer, die sogenannte Reviewperiod. Was danach komme, sei ungewiss. Weil es sich bei REACH um eine europäische Verordnung handelt, können die gelisteten Substanzen außerhalb der Europäischen Union verwendet werden. Das fertige Produkt mit Oberflächenschutz kann problemlos in die EU eingeführt werden. Ein klarer Standortnachteil für Europa…

*Die gesamte Pressemitteilung des Zentralverbands Oberflächentechnik ZVO können Sie hier nachlesen

 

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